La salle danse

performative Installation, Frankfurt am Main 2006

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Ausgangspunkt der Entwicklung der performativen Installation La salle danse war ein starkes Interesse an der Figur der Paranoia im Kontext subjektpolitischer Fragestellungen. Zum einen die Frage nach der Konsistenz und Dynamik der sprachlichen Konstitution des Subjektiven in Verbindung mit (massen)medialen Dispositiven sowie der Erfahrung zeitgenössischer, urbaner Kontexte als Lebensraum, zum anderen die Frage nach den Elementen der Konstitution eines Körpers, eines Raums für den (sich bewegenden) Körper.
Der Untersuchungsansatz für den zweiten Aspekt war, mit der Setzung von nicht-bewegten Darsteller-Körpern als Ausgangspunkt der räumlichen Situation, ein negativer. Die christlichen sieben Todsünden boten für die sprachliche Auseinandersetzung in ihrer engen Verbindung zu Fragen der körperlichen Konstitution des Subjekts eine überzeugende Matrix, um Fragen der Konstruktion sprachlich basierter (ethischer) Positionen – des Spielfeldes, in dem das Subjekt sich als solches verspricht – nachgehen zu können.
Ausgangspunkt für die Erarbeitung der Installation war des weiteren die technische Konstruktion der medialen Umgebung der Installation – dem Bau eines überdimensionierten, raumgreifenden Instruments – ebenso, wie die Arbeit mit den Performern an Text und Sprachstrategien als Startpunkt für das Eintreten in ein die selbst gewählten Regeln hinterfragendes Spiel.
Die performative Installation wurde mit acht Performern erarbeitet, wobei der achte Performer niemals für die Besucher sichtbar oder hörbar wurde und einzig als eine Art Supervisor des Geschehens agierte.
Im Künstlerhaus Mousonturm wurde die Installation in 45-minütigen Vorstellungen für jeweils acht Besucher gezeigt. An jedem Abend gab es vier Aufführungen. Der Raum der Installation war mit insgesamt zwölf Kameras lückenlos überwacht. Auf diese Weise war es möglich, die Bewegungen von zwei sich bewegenden Besuchern zu verfolgen und als Trigger für die Ausgabe und Gestaltung eines sich permanent verändernden Soundscapes zu benutzen, ebenso, wie die Ausgabe der Stimmen der sieben sich nicht bewegenden Performer einzelnen Zuschauern zuzuweisen. Hierzu waren sieben Quadrate auf dem Boden markiert, die jeweils als Station zur ‚Abholung‘ oder Auslösung einer Performerstimme dienten. Andere Positionen waren nicht visuell markiert. Neben den zwei sich bewegenden Besuchern gab es pro Vorstellung jeweils sechs weitere Zuschauer, die in zwei Gruppen eingeteilt einem der beiden sich bewegenden Besucher zugeordnet waren. So ergaben sich zwei Vierergruppen, wobei eine Person aus jeder Gruppe sich im Raum bewegen musste und so den Soundtrack für die drei anderen der Gruppe zusammenstellte.
Alle Besucher trugen Funkkopfhörer, die es ihnen prinzipiell ermöglichten, sich frei im Raum zu bewegen. Über das Spielfeld verteilt befanden sich Triggerpunkte, an denen Samples und Soundpartikel ausgelöst wurden, die das Soundscape, welches die Zuschauer neben den Performerstimmen auf den Kopfhörern hörten permanent veränderten. Die hinterlegten Sounds waren musikalisch bis geräuschhaft und im Raum vornehmlich nach klanglich-dynamischen Aspekten positioniert.

Konzeption und Regie: Jens Heitjohann
Programmierung: Björn Auftrag
Video: Hanna Linn Wiegel
Performance: Irina Nemecky, Wolfram Sander
Assistenz: Katharina Kellermann
Hospitanz: Inga Wagner

Diplominszenierung am Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt am Main.

Videodokumentation folgt in Kürze.